Archive for the 'Ideen' Category

SponsR

26. Februar 2008

Nach dem Barcamp Mitteldeutschland hat Cem den Sonntagmorgen Kaffee zum zweiten Barcamp-Catering-Standard nach Walthers Obstsäften ausgerufen und die Vorstellung eines Barcamp-Marketender-Trosses entwickelt, der dem großen Webzwonull-Konferenztreck hinterherzieht. Das fände ich zu eintönig und kaum praktikabel. Stattdessen habe ich „SponsR“ vorgeschlagen, ein Internetmarktplatz für Sponsoringanbieter und -Nachfrager.

Auf Cems Anregung breite ich die Idee hier aus, als Vorschlag für das StartupWeekend Cebit oder für irgendjemand anders. Es wäre schön, eine solche Plattform zu haben. Ich gebe gern noch weitere Anregungen oder helfe, bin aber auch nicht böse, wenn das jemand für sich in die Hand nimmt.

Eigentlich ist es simpel: Auf dem Marktplatz tragen Firmen (und eventuell Privatpersonen) ein, welche Leistungen und Produkte sie zur Verfügung stellen könnten, in welchem Bereich sie das tun und was evtl. die Bedingungen sind (Nennung auf Plakaten, Pressepräsenz o.ä.). Auf der anderen Seite stehen Vereine und Veranstalter von Events, die eine Beschreibung ihrer Veranstaltung und ihren Bedarf veröffentlichen. Bei einem Matching schließen beide Parteien einen Vertrag, für den Vorlagen zur Verfügung stehen. Eventuell könnten die Sponsoren ein Sponsoring-Portfolio führen.

In erster Linie habe ich an Sachspenden gedacht, aber natürlich könnte SponsR auch die Plattform für Geldspenden zur Verfügung stellen: Payment-System, Blog, Spendencounter etc… – das Tüpfelchen auf dem „i“ wäre eine Art Zertifizierung des jeweiligen Projekts, um Vertrauen zu schaffen und Mißbrauch zu vermeiden.

Wer das für eine sozialromantische Spinnerei hält, den stoße ich gern mit der Nase darauf, dass es nicht anstößig ist, für erfolgreiche Vermittlungen oder pauschal für die Teilnahme eine Gebühr zu erheben. Sponsoring ist ein Milliardenmarkt (Hat jemand aktuelle genaue Zahlen für den deutschen Markt?).

Erst jetzt fallen mir die Verbindungen zum schweizer Projekt amazee auf, von dem uns das charismatische Gründer-Ehepaar beim Barcamp Hannover erzählt hat. Es handelt sich um eine Art Groupware für soziale Projekte. Schade, dass die Plattform noch nicht öffentlich ist, sonst könnte ich mehr erzählen.

Bisherige Angebote in diesem Bereich sind entweder klinisch tot oder befassen sich nur mit den „großen“ Projekten. Das kann man besser machen. Und alle hätten etwas davon.

Geld oder Leben

13. Februar 2008

Zeit ist Geld, heißt es. Zumindest sind Zeit und Geld elementare Bestandteile im Tauschgeschäft der arbeitsteiligen Gesellschaft. Wir verkaufen unsere Zeit für Geld und zahlen dafür, Zeit zu sparen oder die, die uns bleibt, angenehm zu vebringen.

Bei diesem Tauschgeschäft versuchen wir verständlicherweise, einen für uns möglichst günstigen Wecheslkurs herauszuschlagen. Beim Verkauf unserer Arbeitszeit gehen wir aber meist von einem weitgehend fixen Zeitkontingent aus und versuchen, die Menge verdienten Geldes zu erhöhen. Soll heißen: Standard ist eine knappe 40-Stunden-Woche. Manche sind weit drüber, viele weit drunter, klar. Aber das ist Norm und Orientierungswert. Es gibt volle und halbe Stellen usw. und alles orientiert sich an diesem Standard: 5 Tage à 8 Stunden.

Was wäre nun, wenn wir von der anderen Seite an das Geschäft herangehen und definieren, welche monatliche Summe uns zum Leben reicht und versuchen, mit möglichst geringem Einsatz von Lebenszeit (und/oder dem geringsten „Arbeitsleid“) da heranzukommen? Ich definiere eine Summe Geldes, mit der ich ein sorgenfreies, angenehmes Leben führen kann und erkläre die zu meiner Norm. Und wenn ich an diese Summe in – sagen wir – 10 Wochenstunden herankomme, habe ich ca. 120 Stunden  im Monat gewonnen zum Lesen, Spazierengehen, Gespräche führen usw.

Es geht hier keineswegs um verkappten Sozialismus. Der eine wird seine Zeit immer teuerer verkaufen können als der andere, und das ist gut so. Es geht um die Perspektive: Geht es uns um mehr Geld oder um mehr (schöne) Zeit? Ich bin mir selbst noch nicht sicher, ob man den Ehrgeiz, mit anderen in allgemein anerkannten Maßstäben wie dem monatlichen Einkommen (und nicht dem Stundensatz) gleichzuziehen, überwinden kann. Ob man das überhaupt will. Aber im Moment gefällt mir der Gedanke.

Mehr Soziologie in der Wirtschaft!

31. Januar 2008

Gestern auf dem Heimweg habe ich mit Tamer, meinem Mitgründer bei sonntagmorgen Kaffee, über das Verhalten von Menschen am Markt und die unterschiedlichen Sichtweisen darauf gesprochen. Er (Wirtschaftsinformatiker) und ich (Kommunikationswissenschaftler, also von Haus aus eher soziologisch geprägt) waren uns im Grundsatz einig, dass die Annahme rationalen Verhaltens zwar bequem, aber unzureichend ist.

Wirtschaftswissenschaftler arbeiten in der Regel mit mathematischen Modellen und konstruieren Zusammenhänge als Formeln. Diese greifen nur, wenn man Rationalität unterstellt und tendieren zu starren Ursache-Wirkung-Ketten. Geschäftsideen und Strategien werden anhand dieser Modelle und scheinbar offenkundiger Einflussfaktoren bewertet: Absatzmarkt, Konkurrenzsituation, Markteintrittsbarrieren etc. (Klar spielt darüber hinaus das Team eine entscheidende Rolle und viele Investoren haben das erkannt, aber hier geht es um die Geschäftsidee an sich.).

Ein Fehler, wie wir denken, denn Märkte werden von Menschen gemacht, und die verhalten sich, von außen betrachtet, bei weitem nicht immer rational. Den ersten Punkt setzt zum Beispiel das Cluetrain-Manifest voraus, allerdings gehen die Verfasser davon aus, dass die Märkte durch die fortschreitende Vernetzung intelligenter werden. Da bin ich mir noch nicht so sicher.

Nach rationalen Kriterien wären einige der bekanntesten und erfolgreichsten Firmen der Welt nicht finanziert worden, attestiert Andreas Göldi in seinem kurzweiligen Beitrag über die Erfolgsfaktoren von Geschäftsideen. Er schreibt, dass durch die immer häufigere Anwendung von Erkenntnissen aus Physik, Biologie, Informatik und Gehirnforschung das Bild der Wirtschaft nicht einfacher, sondern im Gegenteil komplexer werde. Wen wundert’s. Ein gutes Modell vereinfacht die Dinge so weit wie möglich und behält so viel Komplexität wie nötig, und je nach Erkenntnisinteresse kann für ein und denselben Vorgang ein anderes Modell passend sein.

Was sind denn eigentlich „der Markt“ oder „die Märkte“? Gespräche, laut Cluetrain. Stimmt, meine ich: Ich stütze mich, vielleicht einfach aufgrund meiner eingangs erwähnten Prägung, gern auf einen ursprünglichen Transfer aus der Biologie: die Systemtheorie nach Luhmann. Systeme bestehen in diesem Modell aus Kommunikation. Geld oder Macht sind symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien, die die Fortführung der Kommunikation sicherstellen. Kommunikation in einem System erfolgt immer im Code des jeweiligen Systems, zum Beispiel „zahlen – nicht zahlen“ in der Wirtschaft.

Faszinierend an der soziologischen Systemtheorie ist ihre schier unbegrenzte Anschlussfähigkeit. Hat man das Zusammenspiel aus System, Code und Kommunikationsmedium einmal verinnerlicht, fällt einem die gemeinsame Betrachtung zum Beispiel von Politik, Recht und Wirtschaft viel leichter. Natürlich ist es auch wieder nur ein Modell von vielen, ein Ausschnitt des Erfassbaren, aber es hilft, Zusammenhänge jenseits des eigenen Systems zu verstehen. Dem einen oder anderen Zahlenreiter würde etwas soziologischer Input wohl gut tun, um zu erkennen, was seine Standortentscheidung, Rationalisierung, Preispolitik etc. ist: Kommunikation.

Wer hat an der Uhr gedreht?

9. Dezember 2007

Venezuela hat eine eigene Zeitzone bekommen und ist den USA ab sofort um eine halbe (!) Stunde voraus. Offizielle Begründung des Wissenschaftsministers ist, dass damit die Uhrzeit wieder in Einklang mit dem natürlichen Tagesverlauf gebracht werde.

Journalisten unterstellen Venezuelas Präsidenten Hugo Chávez schlicht Eitelkeit. Sie unterschätzen ihn: Chavez lässt in Zukunft regelmäßig die Uhren zurückstellen, um seine Amtszeit zu verlängern, wenn er schon nicht ewig Presidente bleiben darf.

Die Uhren werden dann gleich jede Nacht eine halbe Stunde zurückgestellt, die Venezolaner können länger schlafen und sind glücklicher. Haben wir nicht alle mal davon geträumt, dem Tag ein wenig Zeit hinzuzufügen? Chávez zieht’s durch! Wird jedem Tag eine halbe Stunde hinzugefügt, reist Venezuela also alle anderthalb Monate einmal durch die Zeitzonen. Das hilft auch dem internationalen Sozialismus. Innerhalb derselben Zeitzone kann man auch telefonisch mal ein Schwätzchen halten.

Ich hätte gern eine Kalenderreform á la Chavez: Mit ein paar zusätzlichen Urlaubstagen wären wir sicher auch „glücklicher und leistungsfähiger“. Auf Kosten der Wirtschaft geht das nicht, schließlich kriegen wir die Zeit ja einfach dazu. 😉

camp-spinoffs

7. November 2007

Gestern habe ich den Querkopf ausgemacht, der sich für die Idee des copycat weekends verantwortlich erklärt, die seit dem StartupWeekend herumgeistert: Peter war’s, im Auto ICE nach Hamburg mit Jan. Das könnte im Grunde wie ein StartupWeekend laufen, nur dass nicht langwierig eine neue Idee entworfen, sondern eine irgendwoanders erprobte gut kopiert wird. Das sollte die potentiellen Investoren doch freuen.

In einer Entspannungsminute habe ich mal einen naheliegenden Logo-Vorschlag hingeworfen. Public domain. Und wer es besser machen kann, ist ganz herzlich eingeladen, entweder an dieser Version rumzudoktern oder seine eigene zu veröffentlichen.

copycat weekend

copycat weekend

Um die Raffgier-Vorwürfe gleich wieder abzudrehen: Das wird ein reines Spaß-Wochenende ohne Profitabsicht. Peter hat vorgeschlagen, das Projekt mitsamt Namen, Domain und Codebase im Anschluss an das Wochenende für einen guten Zweck bei Ebay zu versteigern, eine Pulle Sekt aufzumachen und nach Hause zu gehen. Das gefällt mir gut, ich würde es aber um einen kleinen Dreh weiterspinnen:

Begonnen wird mit der Versteigerung schon am Samstagabend, während wir noch entwickeln, und Ende ist am Sonntag um 18 Uhr. Wird doch auch für die Bieter viel spannender, wenn sie per Liveblog und Videostream mitverfolgen können, was sie für ihre Millionen eigentlich kriegen. Und wir gehen mit dem Gefühl nach Hause, wirklich einen Schlussstein drangesetzt zu haben. Als Ort schlage ich natürlich Münster vor.

Im Zuge des bcb2 ist auch die verwegenste Barcamp-Idee aller Zeiten aufgekommen. Als wir von zuckr erzählt haben, hat uns ja schon jemand für verrückt erklärt („Und ihr meint das ernst?“), aber das, mein lieber Jan, toppt alles. Mehr Infos in Kürze.

Man müsste mal…

30. September 2007

Es gibt Ideen, deren Zeit ist gekommen. Es liegt eben nicht (nur) an der Einfallslosigkeit der Jungunternehmer und VCs, dass zugleich dutzende Twitter-Klone auf den Markt kommen, Mütter- und Sportlernetzwerke im Rudel auftauchen und aktuell die Meta-Dingsdas auf dem Vormarsch zu sein scheinen. Denn dass der Bedarf und die Möglichkeit vorhanden sind, erkennt selten nur einer.

Manchmal ist einer mutig genug, einer vagen Vorahnung zu folgen, oder schlau genug, sich die Möglichkeit selbst zu schaffen. Wenn er – oder sie – scheitert, haben es alle vorher gewusst. Wenn es gelingt, auch. Diese weitblickenden Projekte haben in der Regel, überstehen sie die Durststrecke, als first mover die größten Chancen.

Zu allermeist gilt aber eines meiner Lieblingszitate: No idea’s original. Dass ich das heute wieder gleich zweifach gemerkt habe, bringt mich zu einer persönlichen Galerie der nicht umgesetzten Ideen, die mir einige Monate darauf begegnet sind. Vielleicht nimmt der eine oder andere die Anregung auf und beteiligt sich an diesem kleinen Ideenfriedhof.

Man müsste mal…

…ein Social Network (zunächst) für Läufer und Mountainbiker eröffnen, das es ermöglicht, per Google Maps, Flickr und Youtube ihre Lieblingsstrecken mit der Community zu teilen, Trainingspläne zu veröffentlichen und sich zum gemeinsamen Training zu verabreden – outforaride.com (per Mail via Tobias, mit dem ich schon über die konkrete Umsetzung gesprochen hatte). Wer ein Copycat plant und weitere Ideen braucht: Bitte melden! Ich hab hier noch einen Ordner rumstehen.

…eine Art openProfile oder Meta-Network als Erweiterung zu openID schaffen, oder eine Art Meta-Socialnetwork, um das ständige Neueintragen von Daten, Karteileichen, 1000 Änderungen bei Umzug o.ä. und die „Freunde-wieder-adden-Orgien“ zu vermeiden – NoseRub & Co.

…einen umfassenden Internetversand für nachhaltigen Bürobedarf eröffnen – memo, allerdings schon vor 25 Jahren.

individuelle Kartenspiele online anbieten, ein Projekt in Sachen Mass Customizing, das ich mit einem Partner fest auf der Agenda hatte – realisieren gerade zwei sympathische Mit-Jungunternehmer aus Hamburg, denen ich den hoffentlich kommenden Erfolg von Herzen gönne. Update folgt bei Freigabe. Jetzt ist es offiziell.

…Vertrauensbeziehungen und Empfehlungen brauchbar abbilden. Meine Ideen in Sachen Online-Reputation sehe ich in Kürze an mir vorüberziehen (mywhitelist ist an meinem Konzept vom Grundsatz schon nahe dran – Kompliment!), während ich mit einem anderen Kopfkind beschäftigt bin. Wenn mich nicht alles täuscht, ist das eine der nächsten Wellen im Meer der Ideen und Startups, die über uns hineinbrechen wird.

Sollte man nun Angst haben vor der möglichen Konkurrenz, weil man die geniale Idee eventuell nicht allein hat? Im Gegenteil: Man sollte sich nicht irre machen lassen von denen, die noch ein Feature und noch einen Marketing-Gag vorschlagen. Reduce to the max and just do it!

Wie gehts mir beim Lesen dieser Liste? Frustration ob der verpassten Chancen? Oh nein, fast schon überraschend. Ich bin glücklich mit der Idee, die ich im Moment fokussiere. Das schöne am Ideen-Ozean ist, dass er wirklich endlos weit ist. Und der Horizont ist nur eine imaginäre Linie.

Nachtrag: Eine auf dem StartupWeekend gepitchte Idee, der Bugtracker für alles, ist mir eben auch nochmal begegnet – in einem englischsprachigen Blogeintrag von März. Björn, der ihn damals vorgeschlagen hat, hat die Idee unterdessen bei CambrianHouse freigesetzt.

Seid froh, wenn’s schwierig ist…

9. September 2007

Seid froh, wenn’s schwierig ist.
Die einfachen Sachen machen alle,
da ist die Konkurrenz riesig.

Meine Mutter hat mir ein Buch überlassen, als Inspirationsquelle. Und gleich zu Anfang stoße ich auf diese Perle. Mehr inspirierende Aphorismen gibts unter wochensprueche.de. Spannend zum Stöbern ist auch die Pinnwand. Nicht alle dieser Sprüche muss man gleich für bare Münze nehmen, manchmal bilden sie aber das Sandkorn, um das herum sich neue Gedanken ansammeln können.

Ergnonomisch, aber konzentrationshemmend: das Sexy Mousepad

8. September 2007

Beim Gründerdienstag war diese Woche zum ersten mal Timm dabei. Er hat neben seiner Tätigkeit im Online-Marketing zusammen mit einem Partner das Sexy Mousepad erfunden und auf den Markt gebracht. Und natürlich hatte er noch ein Exemplar im Auto.

Sexy Mousepad

Jetzt liegt es auf meinem Schreibtisch. Für mich eigentlich zwecklos. Seit vier Jahren arbeite ich nur noch an Laptops und nutze ausschließlich das Touchpad. Ein ergonomisches Mousepad staubt also nur ein. Ich hab es testweise vor das Touchpad gelegt, aber das lenkt mich zu sehr ab.

Nicht dass das Pad die erotische Erfüllung wäre. Es ist eher befremdlich. Aber man ist doch immer wieder irritiert, wenn man den Blick schweifen lässt oder die Hand bewegt. Schon mehrfach ist mir beinahe ein „Ups, tschuldigung!“ entfahren. Kommt für mich eher in die Kategorie „Was es alles gibt“, aber für mein Probeexemplar finde ich sicher dankende Abnehmer.

Bei Stereopoly, einem der Gewinner des Marketing-Gewinnspiels im Sexy-Mousepad-Blog, wird in den Kommentaren auch schon um eine Version für Frauen gebeten. Wird nach Timms Aussage auch drüber nachgedacht. Wie die aber aussehen soll, ist allerdings noch nicht entschieden.

„Gedränge“ auf dem StartupWeekend

27. August 2007

„Wer die Ordnung im Chaos findet, wird gewinnen;
wer das Chaos ordnen will, wird verlieren.“
– Hans Zaugg, Designer –

Wie Cem angekündigt hat, werde ich versuchen, den quirligen Haufen am ersten StartupWeekend zusammenzuhalten. Meine Aufgabe heißt Koordination. Das heißt keinesfalls, dass ich sage, was zu tun ist oder wer es zu tun hat. Im Gegenteil möchte ich mich nur darum kümmern, dass jeder bestmöglich tun kann, was gerade anliegt, Voraussetzungen und Verbindungen schaffen.

Im Interview für Gründerszene erklärt Cem unter anderem die vier Schritte, in denen das StartupWeekend abläuft (wer lieber liest ist bei Uli richtig – gute Besserung an dieser Stelle!). In Stichworten:

  • Pitch – Idee vorstellen in 3 Minuten, dann Abstimmung
  • Map Your Mind – grobe Planung und unterteilung in Teilprojekte und Kompetenzgruppen
  • Ausarbeitung in den Kompetenzgruppen
  • Zusammenführung

Cool, dass Joerg schon das Stichwort SCRUM in die Runde geworfen hat. Das hatte ich im Hinterkopf, als ich die Agile Businessentwicklung vorgeschlagen habe. Da wir nicht die Zeit für langatmige Konferenzen und ständiges Nachfragen haben, ist ein maximaler Grad an Selbstorganisation erforderlich. SCRUM (engl. „Gedränge“) basiert auf folgenden Prämissen:

  1. Individuen und Interaktionen gelten mehr als Prozesse und Tools.
  2. Funktionierende Programme gelten mehr als ausführliche Dokumentation.
  3. Die stetige Zusammenarbeit mit dem Kunden steht über Verträgen.
  4. Mut und die Offenheit für Änderungen stehen über dem Befolgen eines festgelegten Plans.

Das Modell sieht die Verteilung von drei Rollen vor: Als Product Owner hätten wir den Pitch-Gewinner, eventuell auch ein kleines Leitungs-Gremium. Die übrigen bilden das Team. Dem Scrum Master in meiner Person kommt die Aufgabe zu, für Transparenz und Produktivität zu sorgen sowie Verbesserungspotentiale aufzuspüren. Er steht außerhalb der Hierarchie und ist nicht für die Kommunikation zwischen Team und Product Owner verantwortlich.

Als Tool für die Organisation schlägt Sven das Ticket-System Trac vor (kein Wunder dass ich das nicht finden konnte, hab es mit „ck“ versucht). Ich denke, mit SCRUM und Trac haben wir die passenden Instrumente. Für die Evaluation aus wissenschaftlicher Sicht, aber sicher auch für produktiven Input wird Cihan sorgen.

Die maximale Teamgröße, für die ich bisher verantwortlich war, waren ca. 30 Leute. Auch mit SCRUM bin ich nur zufällig in Berührung gekommen. Das ist also Neuland für mich, und ich freue mich über Unterstützung. Nach und nach will ich mich an die Einzelheiten herantasten. Gerade von geübten Projektmanagern und SCUM-Experten hätte ich gern Meinungen zur angemessenen Sprint-Länge, zum Product Owner (Einzelperson oder Gremium?), zur Größe der einzelnen Teams und allem, was ich bisher überhaupt nicht sehe.

Synchronisierter Ameisenhaufen

25. August 2007

Gestern hatte ich in Hamburg mit Cem und Sven ein spannendes Gespräch über das StartupWeekend und dessen Organisation. Unter anderem haben wir die Frage diskutiert, wie bei dieser Großveranstaltung Prozesse, die für gewöhnlich nacheinander stattfinden und teilweise aufeinander aufbauen, parallel bearbeitet werden können.

Juristen, Designer, Coder usw. werden in jeweils eigenen Kompetenzgruppen zusammenarbeiten, alle an ihren Baustellen, aber am selben Projekt mit dem gleichen großen Ziel: Sonntagabend gibt es nicht nur eine Firma, sondern auch ein Produkt. Aber natürlich reicht es nicht, wenn nach einem kurzen Briefing alle auseinanderströmen und alleine ihr Ding machen. Andererseits sollen sich nicht alle fortwährend in die Parade fahren.

Ich habe – unbelastet von jeglicher Sachkenntnis – den Vorschlag gemacht, „Agile Businessentwicklung“ zu betreiben. Das stelle ich mir so vor:

Sobald die Businessidee feststeht werden für jede Gruppe Ziele definiert und weiter untergliedert. Jede Gruppe priorisiert die Ziele und definiert die Voraussetzungen zur Verwirklichung, die von anderen Gruppen zunächst erfüllt sein müssen. Das Wochenende wird in kurze „Sprints“ unterteilt, die in meiner Vorstellung zwei Stunden dauern. Am Ende jedes Sprints treffen sich, während die anderen Gruppenmitglieder weiterarbeiten, Vertreter der Teams, um den Fortgang, neue Ergebnisse und Voraussetzungen zu besprechen – und natürlich die neuen Ziele abzugleichen. Das sollten m.E. NICHT die Teamleiter sein. Die haben anderes zu tun.

Eine Art „Sprint-Koordinator“ müsste sich um die Synchronisation und Koordination der Sprints kümmern, Aufgaben priorisieren, die Treffen leiten und die Gruppen ins Bild setzen. Hört sich noch kompliziert an, wird aber noch Struktur gewinnen.

Ich werde mich in den nächsten vier Wochen mit der Organisation auseinandersetzen und versuchen, Wege zu finden, wie man die Arbeit von 100-200 sehr unterschiedlichen und einander unbekannten Leuten synchronisiert. Ein paar Ideen dazu werde ich aus der Softwareentwicklung entlehnen, andere aus der Kommunikationswissenschaft. Konstruktive Kritik und Vorschläge sind sehr willkommen.