Die blöde Überschrift drängt sich auf: Der geschäftsführende Gesellschafter eines Fleischwarenunternehmens bringt mit einer Web 2.0-Plattform Bonzen und Spinner zusammen, schreibt deutsche-startups. Bei bonspin werden Kreative dafür belohnt, ideenarmen Leuten mit Geld dabei zu helfen, zum Beispiel Holzurnen zu kommunizieren oder sich einen „sympathischen Hinweis für Nichtparker“ auszudenken.
Auf den ersten Blick dachte ich, moment, das ist doch eigentlich das Konzept „Berater“ bzw. „Agentur“ – die vermitteln doch Kreative an Unternehmer. Gut, und nehmen echtes Geld dafür. Wofür brauchen nun „Bonzen“ und „Spinner“ einen passiven Mediator in Form einer Website, der das Gleiche tut?
Auf den zweiten Blick erinnert nicht nur mich bonspin, kreativer Untertitel „brainstorming online“, schwer an das münsteraner Projekt brainr, ergänzt um die Bezahlkomponente. Na gut, auch dass brainr ein Low-Budget-Projekt ist und bonspin dagegen ein wenig marketing-zentrierter herangegangen ist und uns unter anderem das Testimonial „Bella Bonspin“ beschert hat.
Das Bezahlmodell ist, zumindest von außen, nicht gerade gläsern. Die insgesamt für ein Brainstorming ausgeschriebenen Punkte werden vom Auftraggeber im Nachhinein unter den hilfreichsten Einsendern verteilt. So weit, so gut. Kommt mir bekannt vor. Dir auch, Micha? 😉 Für die ersten 100 „Ideenpunkte“ gibts Prämien, ab da Cash. Aber wieviel?
Ich mochte mich gerade noch nicht anmelden, aber stelle mal eine kurze Überschlagsrechnung an: Für 123 Punkte gibts einen iPod Shuffle. Der ist so zwischen 60 und 80 Euro zu haben, also nehmen wir 50ct pro Punkt an. Für Name und Symbol eines Freizeit-Männerschuhs sind insgesamt 40 Punkte, also nach dieser Rechnung 20 Euro ausgeschrieben.
Die meisten Projekte (größtenteils geschäftlicher Natur und aus dem PR/Marketing/Produktdesign-Bereich) liegen um diese Marke oder darunter. Aufgeteilt auf die teilnehmenden Nutzer werden um die 5 Euro hängenbleiben. Viel für 5 Minuten Nachdenken eines Studenten, wenig für den potentiellen Nutzen beim Auftraggeber.
Ob man das jetzt als win-win-Situation für beide sieht oder als nackten AAL, bleibt jedem selbst überlassen. Aber Brainstormings leben von der Heterogenität der Teilnehmer, und dem kommt die offene Gestaltung von brainr einfach mehr entgegen als die Anmelde- und Mikroverdienst-Lösung bonspin. Vielleicht sollten beide Betreiber mal bei einem Osnabrücker Friedensschinken (und schon Synergien genutzt!) ein Brainstorming betreiben.