Archive for April, 2008

Den Überblick behalten: Einrichtung eines Blog- und Twitter-Monitoring-Cockpit

16. April 2008

Dass Microblog-Monitoring für das Issue Management äußerst nützlich sein könnte, habe ich schon im letzten Post angedeutet und Tools vorgestellt, wie sich der führende Dienst Twitter nach Themen und Marken durchsuchen lässt. Mit explodierenden Nutzerzahlen gewinnt der Dienst als Ursprung von Themenkarrieren und Echtzeit-Seismograph rasant an Gewicht.

Wer nun aber täglich aktiv Blogs und Microblogs nach seinen Themen durchsuchen will, ist gut beschäftigt. Bequemer ist es, sich einen Überblick frei Haus liefern zu lassen. Ein einfacher und kostenloser Ansatz ist ein „Monitoring-Cockpit“, wie ich es nutze. Ziel ist, möglichst schnell und zuverlässig über aufkommende Themen informiert zu sein. Dazu werden relevante Suchworte identifiziert, geeignete Suchmaschinen für die gängigen Blogs und Microblogs eingerichtet und die gewonnenen Feeds an einer Stelle gesammelt. Die Kommentare bei Mike Schnoors Corporate-Blog-Howto haben mich zu dieser Anleitung angeregt:

Themen auswählen

Im ersten Schritt sammle ich Themen, die ich monitoren oder „tracken“, also nachverfolgen will. In meinem Fall ist das alles, was mich, meine Projekte und die meiner Kudnen angeht. Ich suche nach meinem Namen (Vor- und Nachname, würde ich bei häufiger vorkommenden Nachnamen als Ausdruck in Anführungszeichen oder in Verbindung mit Ort oder Firma machen) meinem Nickname und beispielsweise für sonntagmorgen Kaffee nach dem Markennamen (gleichzeitig die Domain), dem Begriff Kaffee u.a. und den Marken einiger Mitbewerber.

Suchdienste einrichten

Nun weiß ich, was ich suche, aber wo? Hier geht es um Social Media, deshalb lasse ich klassische Newsdienste außen vor. Beim Blogmonitoring ganz vorn dabei ist Technorati. Standardmäßig zeigt die Blogsuchmaschine nur Blogs an, die bereits von einigen anderen Blogs verlinkt werden. Um alle erfassten Blogs zu durchsuchen, ändere ich die sogenannte Authority auf „any“. Technorati erfasst nur angemeldete Blogs, daher nehme ich Google Blogsearch hinzu.

Den Microblog-Platzhirsch Twitter durchsuche ich mit Tweetscan. Update: Die besseren Filterfunktionen bietet Summize. Für Pownce und Jaiku sind mir nur das Google-Mashup PownceSearch (Suchmaske hier) und die Jaiku Channels bekannt. Letztere sind aber nur ein Verschlagwortungssystem. Ersatzweise hilft eine einfache, auf die Jaiku-Domain beschränkte Google-Suche, wie hier als Beispiel zum Thema Kaffee. Der Haken: Für Pownce und Jaiku lassen sich keine Feeds auslesen, und die sind wichtig, um nachher alles auf einen Blick zu bekommen. Weiß jemand Möglichkeiten, die beiden Dienste noch abzudecken?

Ergebnisse zusammenfassen

Ich habe jetzt Suchergebnisse zu meinen Themen aus verschiedenen Quellen, die sich per Feed auslesen lassen. Die könnte ich natürlich alle einzeln mittels Feedreader oder Live Bookmark abonnieren. Übersichtlicher wird’s mit Diensten wie Feedraider oder iGoogle, bei denen man personalisierte Seiten aus verschiedenen Feeds zusammenstellen kann. Ich nutze Feedraider und stelle die Ansicht „River“ gelegentlich in der Sidebar von Firefox dar, um sie im Blick zu behalten. Die beiden Erweiterungen Sidebar On Right (selbsterklärend) und Reload Every (automatische Aktualisierung) helfen dabei. Mehr dazu im Artikel „The Ultimate Twitter Client„.

Gerade die Webseiten-basierten Dienste bringen eine gewisse Verzögerung mit sich. Man will vielleicht auch nicht immer Screenspace dafür opfern und auf einem mobilen Endgerät sind sie unpraktisch. Eine Alternative ist es, die Feeds mit Feedblendr zu einem einzigen Feed zusammenzufassen, den man dann wieder als Live Bookmark oder im Feedreader auslesen kann. Vorteilhaft ist, dass es einem in einem Feedreader auch leichter fällt, Artikel zu archivieren oder weiterzuleiten.

Um jemanden, der mit dem Umgang mit RSS nicht vertraut ist, auf dem Laufenden zu halten, bietet sich SendMeRSS an. Der Dienst verschickt beliebige Feeds als E-Mail.

So präpariert sollte es einem wie Chuck Norris bei Google gehen. Ein so zusammengestelltes Tool ersetzt natürlich nicht die Recherche von Experten, vor allem bietet es nur die reine Information, keine Bewertung und keine Handlungsempfehlung. Es hilft aber, um sich der eigenen Position bewusst zu werden, und nötigenfalls Maßnahmen zu ergreifen.

Mich würden Alternativen und Ergänzungen sehr interessieren. Welche Publikationen und Suchdienste habe ich vergessen?

Microblog-Monitoring-Möglichkeiten

8. April 2008

Arme Unternehmen, arme Berater. An dieses neue, unkontrollierbare und schwer durchschaubare, vor allem aber verdammt schnelle Ding namens Blog hat man sich so gerade gewöhnt, und nun kommt dieses Twitter daher wie Blogs auf Extasy. Die institutionalisierte Abwesenheitsmitteilung, die Nebensächlichkeiten der ganzen Welt, wildes Gezwitscher. Was machen wir damit? Am besten erst mal ignorieren: „Irrelevant, was soll auf 140 Zeichen schon passieren?“

Zwei Beispiele belehren uns eines besseren: Die Nachricht vom Konflikt zwischen erstiVZ und studiVZ wegen angeblicher Markenrechtsverletzungen machte zunächst bei Twitter die Runde, bevor sie nach und nach Einzug in die Blogs hielt. Erst als Spiegel Online anrief, zog studiVZ die Bremse. Twitter war über die ganze Dauer Motor und Seismograph der Diskussion.

Manch ein amerikanisches Unternehmen ist da schon weiter, wie Michael Arrington von Techcrunch schreibt: Der DSL-Provider Comcast beobachtet Twitter offenbar sehr genau. Bei einem Netzausfall und nach fruchtloser Zeit an der Hotline des Anbieters machte Arrington seinem Ärger bei Twitter Luft. Daraufhin rief ihn ein Comcast-Mitarbeiter an, die Störung wurde umgehend behoben.

Was kann die Unternehmenskommunikation unternehmen? Die Antwort kann nicht in jedem Fall lauten, sich in den Brandherd zu setzen. Selbst twittern ist die Kür, dieses Instrument muss zur Marke und ihrem Kommunikationsstil passen, braucht ein wenig Fingerspitzengefühl und Zeit. Finger weg, wenn das nicht gegeben ist. Ein wenig Beobachtung kann aber nicht schaden. Von der Public Timeline, in der ungefiltert sämtliche weltweiten Nachrichten dargestellt werden, sollte man sich dabei nicht abschrecken lassen. Eine Reihe von Monitoring-Instrumenten erleichtert die Beobachtung, auch ohne selbst bei Twitter angemeldet zu sein.

Wer sich einen Überblick darüber verschaffen will, welche Themen, Firmen und Produkte bei Twitter gerade heiß diskutiert werden, kann das bei Twitterverse tun. In einer Tagcloud werden dort die meistgenannten Worte gelistet. Den Vergleich der Nennungshäufigkeit mehrerer Schlagworten ermöglicht Tweetvolume, zum Beispiel zwischen „Clinton“ und „Obama“. Dass Obama weit vorne liegt, überrascht nicht. Er bedient die internetaffinere Klientel und betreibt auch bei Twitter die bessere Kommunikation. Zum Beispiel indem er seine Fans nach den Regeln der Attention Economy belohnt: Jede „follow“-Anfrage wird ebenso beantwortet.

Über die reine Quantität hinaus gehen Schlagwort- und Suchdienste: Hashtags sammelt alle Tweets (Twitter-Nachrichten), die mit „#Schlagwort“ zugeordnet wurden. Allerdings müssen die erfassten User zuvor einen bestimmten Twitter-Account zu ihren Freunden hinzugefügt haben. Diese Einschränkung gilt für Twemes zwar nicht, beide vereint aber ein Haken: Was nicht explizit verschlagwortet wurde, wird nicht erfasst. Das macht diese Dienste zu guten Tools zur Gruppen-Kommunikation z.B. für Veranstaltungen, aber fürs Monitoring kaum brauchbar.

Simpel und gut für diese Zwecke ist Tweet Scan. Komfortable Details: Man kann sich Permalinks und RSS-Feeds für spezifische Suchen, etwa nach Kaffee, anlegen. So kann man sich per Feed Reader oder Feed Aggregator über Tweets zur eigenen Firma, Mitbewerbern und wichtigen Schlagworten übersichtlich auf dem Laufenden halten.

Auf ein neues Tool bin ich gestern bei Klaus Eck gestoßen: Über Quotably lassen sich Konversationen bequem mitverfolgen, zum Beispiel meine oder die von sonntagmorgen.

Eine Warnung zum Schluss: Arrington rät nun jedem Kunden, der ein Problem mit Comcast hat, sich die Zeit in der Warteschleife zu sparen und gleich auf Twitter zum öffentlichen Angriff zu blasen. Die Kunden bemerken, dass dieser Rückkanal effektiver ist. Spricht das also gegen eine Reaktion auf Twitter-Nachrichten, Blogs & Co.? In meinen Augen spricht es eher dafür, es nicht so weit kommen zu lassen, sondern den Kunden einen bequemen und direkten Rückkanal zu bieten.

Nahezu alles, was man über Twitter wissen sollte, steht im „Big Juicy Twitter Guide„.Eine
umfassende Liste der verfügbaren Microblog-Monitoring-Services einschließlich der Twitter-Konkurrenten Pownce und Jaiku bietet Internetszene.

Gründerdienstag Münster 04/2008

7. April 2008

Münster ist nicht gerade als das Silicon Valley NRWs bekannt. Um so wichtiger sollte der hiesigen Gründerszene ihre Vernetzung sein. Und hier in Westfalen geht so einiges, wenn man mal näher hinsieht. Außer Kaffee können wir nämlich auch Social Bookmarking und Mousepads mit Bildchen. 🙂 Auch in den Bereichen 3D-Welten, Social Shopping und Mass Customizing stehen Projekte in den Startlöchern.

Grund genug für ein regelmäßiges Treffen für Networking, Wissens- und Erfahrungsaustausch. Dafür gibt es den Gründerdienstag, einen monatlichen Stammtisch für jeden aus Münster und Umgebung, der vorhat oder dabei ist, ein skalierbares Unternehmen zu gründen, naturgemäß mit recht starkem Online-Schwerpunkt. Seit Sommer 2007 läuft das mehr oder weniger regelmäßig, mittlerweile jeden 2. Dienstag im Monat um 20.30 Uhr im DaCapo. Der nächste Termin ist also morgen.

Beim letzten Treffen haben wir einige Themenwünsche der Teilnehmer gesammelt:

  • Unternehmensbewertung insbesondere bei virtuellen Gütern/Geschäftsmodellen
  • VC/BA – wie komme ich dran, wie ticken sie, Fallstricke bei Anbahnung und Vertragsgestaltung
  • Finanzierungs-/Monetarisierungsmodelle
  • Online-Werbevermarktung (mich persönlich interessiert da im Moment am meisten die lokale Komponente)
  • Zielgruppenorientierung: Woher bekomme ich Informationen, was mache ich damit?
  • Wachstum! Internationalisierung vs. andere Strategien
  • Unterschiede in Kultur und Userverhalten zwischen verschiedenen Ländern

Zu manchen Themen wird die Stammbesetzung auch schon etwas beitragen können, vielleicht gesellen sich aber auch noch Fachleute hinzu. In jedem Fall soll, so war der Tenor der Teilnehmer, die lockere Stammtisch-Runde beibehalten werden und kein Vortrag daraus gemacht werden.

Bei Interesse freue ich mich über eine Anmeldung bei XING oder Venteria, wo es auch weitere Infos gibt. Die Forums-Diskussion zum Treffen findet sich ebenfalls bei XING.