Nix Dunkeldeutschland!

11. Februar 2008

…das Barcamp Mitteldeutschland war im Gegenteil sehr erhellend! Es lag sicher auch an meiner selektiven Wahrnehmung und meiner Session-Belegung, aber ich hatte den Eindruck, es ging recht viel um Wikis für Wissensmanagement und interne Unternehmenskommunikation, zum Beispiel zu Wikipatterns, was ich sehr interessant fand. Wie gesagt, vielleicht kommt es mir auch nur so vor, weil ich beratungsmäßig und bei sonntagmorgen im Moment dauernd damit zu tun habe.

A propos sonntagmorgen: Aus unserer bisher mit Abstand größten Live-Kaffee-Demo haben wir ein rundum positives Fazit ziehen können. Es war, als wir da waren, weit weniger stressig als gedacht und so weit ich bisher gehört und gelesen habe, waren die anderen Barcamper hochzufrieden. So hatten wir die Gelegenheit, bei zahlreichen Sessions dabeizusein.

Eine hat mich gedanklich ganz besonders beschäftigt: „5 wild ideas in 45 minutes“ von Oliver Gassner. Über Prediction Markets will ich mich in Zukunft noch schlau machen. Eines der wenigen Schlagworte, für die es noch keinen deutschsprachigen Wikipedia-Artikel gibt. Das macht es um so interessanter.

Was mir noch nicht endgültig einleuchten wollte, ist sein Erlös-Verteilungssystem für den Longtail. Der Vorteil soll sein, Micropayments von Cent-Bruchteilen zu vermeiden und nicht warten zu müssen, bis z.B. 20 Euro für eine Auszahlung aufgelaufen sind. In dem einleuchtenden, aber komplexen System sollten die Produzenten von User Generated Content z.B. einer werbefinanzierten Seite in Gruppen aufgeteilt werden, in denen reihum eine größere Summe ausgezahlt wird:

Nach festgelegten Kriterien wird jeweils zwischen Head und Tail unterschieden, dann der verbleibende Tail wieder in Head und Tail unterteilt etcpp., bis bei der letzten Teilung mehr User im Head als im Tail wären. Immer wenn eine Summe Geldes zur Verteilung stünde, würde zunächst für den ersten jeder der entstandenen Gruppen ein fixer Betrag ausgezahlt, in der nächsten Runde für den zweiten usw.

Nun die Sinnfrage: Warum ist das besser als jedem Produzenten erst etwas auszuzahlen, wenn eine bestimmte Schwelle erreicht ist? Nach diesem System dauert es doch noch länger, bis die Auszahlung den letzten im Longtail erreicht. Kann mir da jemand helfen?

Erhellend waren aber nicht nur die Sessions, sondern auch das Wetter, und so konnte ich besonders am Sonntag die Aussicht auf das Jenaer Umland genießen. Notiz an mich selbst: Ich möchte in einer Gegend wohnen, die einen sichtbaren Horizont zum Draufgucken hat. Sorry, Münster!

Danke an die Organisatoren Lars, Holger und Tina und an alle Helfer. Im Gegensatz zu vielen anderen hat mir ein funktionierendes W-LAN nicht gefehlt: Ich habe das Experiment eines Laptop-losen Barcamps gewagt und es ist gelungen! So hatte ich viel mehr Zeit für persönliche Gespräche und kleine Auszeiten. Viel wichtiger wäre mir genau deswegen aber ein gemeinsames Essen gewesen. Wenn schon jede Menge MyMuesli-Dosen dastanden, hätten Schalen und Milchtüten nicht geschadet, und in einem breiten Korridor um die Mittagszeit haben sich die Teilnehmer in alle Winde zerstreut. Versteht das aber als Jammern auf hohem Niveau: Es war schön, so viele neue Leute kennen zu lernen und eine schöne Gegend Deutschlands zu bereisen, die ich bislang nicht kannte. Ich hoffe auf ein nächstes mal und freu mich schon.

6 Antworten to “Nix Dunkeldeutschland!”

  1. OliverG Says:

    Hm, ich müsste wohl für DRitte jetzt das System noch mal erklären, aber ich hab da vollkommen Konkrete Fälle vor mir wie:
    * 30 Leute bloggen an einem Literaturblog
    oder
    * 12 Leute bloggen an einem Abnehmenboog
    oder
    * 60 rezensenten liefern Rezis für eine Rezensionen plattform.

    Da hast du dann den Fall, dass mal 100 200 300 EUR reinkommen.

    Jezt 60 Leuten je 5 EUR zu Überweisen ist da vollkommen gaga. ZUmal ja nicht jede/r der 60 gleich viel geliefert hat.

    D.h. es geht einerseits ums Ansammeln es geht aber auch andererseits um das Gewichten, wie viel denn bei jede/r/m zu landen hätte.

    Und darum, dassn sich schon Geld für ’nomal große Beträge‘ da ist, aber eben nur, wenn sie die Leute in die Schlange stellen.

    WIE amn die Schlange aber baut, das ist ne wilde Frage. Ich hatte für das Rezensionenprotal schon ein relativ koplexes Punktesystem, dasauch mplementiert worden ist. Und seit Jahren läuft. Bis eben das Geld so schmal kam, dass ich sagte: jetzt macht es gar keinen Sinn mehr, weil im ‚Tail‘ nix mehr ankommt.

    Ob bei meinem System im Tail was ankommt, das ist zudem die Frage. wenn die Einnahmen genügend groß sind: Ja.

    Was ich aktuell bräuchte wäre jemand, der das in seinem Contentdings mal implementiert und zumindest mal Modellrechnungen macht.

  2. Till Says:

    Das Problem liegt, wie Du sagst, in der Auswahl und Ausbalancierung der Bewertungskriterien. Denn auf lange Sicht ergibt die Addition von Micropayments und die reihenweise Auszahlung größerer Beträge bei gleichen zugrundeliegenden Kriterien zu im 1. Fall Aufteilung der Beträge und im 2. Fall Aufteilung der Gruppen den gleichen Wert – oder hab ich noch einen Denkfehler?

    Eine andere Baustelle ist, dass es evtl. die letzten im Tail demotiviert, über eine so lange Durststrecke zu gehen, bis mal etwas ankommt.

    Wie werden Veränderungen in der Rangfolge behandelt, die zwischen den Auszahlungsrunden und vor einem vollen Durchlauf erfolgen? Es besteht die Gefahr, dass Leute durch die Maschen schlüpfen.

    Am einleuchtendsten wäre für mich das Verursacherprinzip: Wessen Besucher auf das Banner klicken, der bekommt das Geld. Einnahmen von Usern, die sich nicht per Link oder Suchwort zuordnen lassen, werden gleichmäßig oder nach dem durch die zuordnenbaren Besucher ermittelten Schlüssel verteilt.
    Eventuell (wenn der Kuchen groß genug ist) könnte man diese Verteilung um einen festen Sockelbetrag ergänzen.

    Wie man die Auszahlung regelt, ist m.E. dann das kleinere Problem.

    Ich weiß, dass dieses System Faktoren wie Imagebildung außer Acht lässt, aber je komplexer und evtl. mathematisch gerechter das Anreizsystem wird, desto intransparenter und angreifbarer wird es auch.


  3. Ganz richtig. Auch ich habe meinen Laptop zu Hause gelassen, brav mal ein paar Zeilen auf den ausliegenden Blocks mit echtem Papier und echtem Stift notiert und ausführliche Gespräche geführt. Die Jungs und Mädels von Sonntagmorgen hatten die Milch, mymuesli das Müsli, Saftblog die Becher – das war mein Frühstück. Wun-der-bar! War ein sehr schönes BarCamp – in der Tat!


  4. […] fand, dass das Ganze ein Reise wert war, Jovelstefan das Barcamp untoppable wertete, Till sich in Dunkeldeutschland sehr erhellt vorkam, Fabian das Ganze einfach klasse fand, Ramon feststellte, dass es mal wieder viel zu kurz […]


  5. […] Mitteldeutschland Barcamp Mitteldeutschland in Jena Barcamp Jena Barcamp Jena, Rückblick Nix Dunkeldeutschland! Recht 2.0 Wissensmanagement Mobile Web 2.0 Wiki Patterns + Enterprise 2.0 Selbstmanagement im Web […]


  6. […] eines Mittagscaterings für (noch) mehr Networking wage ich zu bezweifeln. Ich kann mich hier nur Till […]


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